Mach es gern oder lass es

von Uwe Richter Veröffentlicht am:

Was motiviert? Warum machen Menschen, was sie tun – oder auch nicht? Auch für die Bereiche Beruf und Recruiting sind diese Fragen von großer Wichtigkeit. Innere und äußere Motivationsquellen können dabei von gleicher Bedeutung sein und im Einzelfall verschieden ausfallen. Um den richtigen Kandidaten für eine Position zu finden, ist es deshalb wichtig zu wissen, was einen Menschen antreibt.

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Was ist eigentlich Motivation? Unter Motivation verstehen die meisten die Grundlage für das menschliche Handeln, Streben, Wollen. Also die Quelle des Antriebs hinter dem Tun. Unterschieden werden dabei vor allem intrinsische und extrinsische Arten von Motivation. Also solche, die aus dem Inneren kommen und solche, die im Außen zu finden sind.

Äußere Motivationsquellen können dabei Geld sein, bestimmte Abschnitte auf einer Karriereleiter, aber auch das Zugehörigkeitsmotiv innerhalb einer Mannschaft oder Organisation. Im Bereich von Unternehmen können auch externe Ziele – also die der Organisation oder Abteilung beispielsweise – verinnerlicht werden.

Als intrinsische Motivationsquellen bezeichnet man solche, bei denen eine Aufgabe einfach um ihrer selbst willen erledigt wird. Die Frage des Warums scheint sich der Person nicht zu stellen, sondern die Befriedigung entsteht ganz einfach während des Handelns bzw. nachdem die Aufgabe erledigt ist.

Welche Motivation für wen eine Rolle spielt, oder ob es auch Mischformen gibt, ist natürlich in jedem individuellen Fall ganz unterschiedlich. Entscheidend scheint aber zu sein, überhaupt eine solche Quelle für sich zu finden – oder mehrere.

Für unseren ehemaligen Kollegen Philipp Baar kristallisierte sich im Laufe der Zeit eine deutliche Leidenschaft heraus: Das Laufen. Und es wurde klar, dass daneben kein Platz mehr sein wird für einen anderen Beruf, wenn er das bestmögliche Ergebnis für sich herausholen will. Gleichzeitig besteht seine Maxime für den Erfolg nicht nur in der Motivation, sondern der Leichtigkeit – nicht alles ganz so ernst nehmen, das sei ein entscheidender Teil seines Erfolgsrezepts.

Im Falle von Unternehmensgründungen ist es oft eine konkrete Idee oder ein subjektiv empfundener Mangel, der auf eine Marktlücke hindeutet und dann den Antrieb der Geschäftsführer ausmacht, etwas neues, anderes oder besseres hinzuzufügen. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Daniel Krauss, Gründer von Flixbus, wählte seine Idee mit seinen Mitstreitern aus einer Liste von rund 50 Vorschlägen. Wichtig war ihm weniger ein ganz konkretes Vorhaben, als die Möglichkeit, etwas „zum Anfassen“ zu machen und zu gestalten.1

Um in Besetzungsprozessen die Motivation von Kandidaten zu ermitteln und mit der Vakanz abzugleichen, werden im eignungsdiagnostischen Verfahren BIP drei verschiedene Dimensionen, die Leistungs-, Gestaltungs- und Führungsmotivation, analysiert2. Bei der Leistungsmotivation – als einer intrinsischen Quelle – geht es darum, den allgemeinen Ehrgeiz einer Person einzuschätzen, sowie die Bereitschaft zur Steigerung der eigenen Leistung, unabhängig von einem bestimmten Ziel. Hier wird beispielsweise auch erkennbar, in welchem Verhältnis Beruf und Privatleben von einer Person priorisiert werden.

Die Gestaltungsmotivation bezieht sich auf den Willen eines Menschen, bestehende Strukturen und Abläufe zu hinterfragen und verändern zu wollen. Und auch auf das Maß an Bereitschaft, potentielle Widerstände zu überwinden, die sich bei Veränderungsprozessen auftun können.

Die Führungsmotivation schließlich ermittelt die Bereitschaft einer Person, auf andere Mitarbeiter steuernd einzuwirken, sie zu leiten und anzuleiten. Dazu gehört die Selbsteinschätzung der eigenen Autorität und – im Umkehrschluss – die Ermittlung, inwieweit das Risiko besteht, für alternative Meinungen unempfindlich zu werden. Gestaltungs- und Führungsmotivation gehören als auf äußere Elemente gerichtete Motivationsarten also zu den extrinsischen Quellen.

Die Anforderungen einer zu besetzenden Position mit den Eigenschaften des Kandidaten in diesem Bereich abzugleichen, ist daher einer der vier Blöcke des Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsentwicklung. Sie basiert auf der Prämisse: Nur wer gern tut, was er tut – oder tun soll – wird es dauerhaft, gesund und mit Freude tun.

1 Demling, Alexander: Daniel Krauss im Interview. Flixbus-Co-Gründer: „Laufen den Wettbewerbern davon, weil wir schnell entscheiden“. In: Handelsblatt Online, https://www.handelsblatt.com/unternehmen/dienstleister/daniel-krauss-im-interview-flixbus-co-gruender-laufen-den-wettbewerbern-davon-weil-wir-schnell-entscheiden/24597178.html?ticket=ST-690070-1NEPF5zZyPpgPlFvTq9J-ap5, 23.08.2019

2 o.A.: Muster-Ergebnisbericht BIP-SI RevisionVI, http://www.testentwicklung.de/mam/images/mustermann_max_bip-r6-ergebnisbericht.pdf, 23.08.2019

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