Multitalente zum Mieten

von Andreas Becker Veröffentlicht am:

Für eine kurze Zeit lenken sie Projekte, Teilbereiche oder auch ganze Unternehmen: Interim-Manager heißt der Beruf, bei dem hochqualifizierte Freiberufler für befristete Zeiträume einspringen, um Engpässe zu beseitigen, schwierige Situationen und Umstrukturierungen zu begleiten oder den vorübergehenden Ausfall eines Mitarbeiters zu kompensieren. Ein Bericht über ein Berufsbild, das älter ist, als man denkt.

Multitalente zum Mieten
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Interim-Manager haben sich zu einer festen Größe in der Wirtschaft entwickelt. Der lateinische Wortstamm „ad interim“ – unterdessen, einstweilen – beschreibt bereits die wesentliche Eigenheit dieser besonderen Profis: sie werden als selbstständige Manager von Firmen für eine befristete Dauer eingesetzt. Obwohl man annehmen könnte, dass es sich bei den zeitweise eingesetzten Managern und Projektleitern um einen Trend der jüngsten Vergangenheit handelt, existiert das Berufsbild tatsächlich bereits seit den 1970er Jahren. Entstanden vor allem in den Niederlanden und im anglo-amerikanischen Raum, entwickelte es sich in Deutschland erst nach der Wiedervereinigung zu einem nennenswerten Zweig. Über die Treuhandanstalt, deren Aufgabe in der Privatisierung der volkseigenen Betriebe der DDR bestand, wurden zahlreiche Manager engagiert, um den sprunghaft gestiegenen Bedarf zu decken.

Während Interim-Manager ursprünglich vor allem in der ersten und zweiten Führungsebene aus verschiedenen Gründen als Zwischenmänner und -frauen eingesetzt wurden, hat sich das Einsatzfeld inzwischen stark in die Fach- und Projektebene erweitert. Die Gründe, aus denen Unternehmen auf die befristet eingesetzten Spezialisten zurückgreifen, sind ebenso vielseitig. Über den kurzfristig entstandenen Bedarf, beispielsweise durch den Ausfall einer Person, gehen sie weit hinaus: die Organisation von Umstrukturierungen, das Führen durch Sanierungen, die Erschließung neuer Märkte, Kaufs- oder Verkaufsphasen von Unternehmen zählen ebenso dazu wie besonders kritische Phasen, in denen eine Insolvenz abgewendet werden soll oder auch geplante, befristete Projektsteuerungen. Unter dem Stichwort Burnout-Prävention sind auch vorbeugende gesundheitliche Beweggründe für den Einsatz von Interim-Managern entstanden. Um den Stresspegel von Führungskräften zu reduzieren, übernehmen im Falle von Sabbaticals die Freiberufler die Leitung bis zur Rückkehr der eigentlichen Stelleninhaber – die dann nach ihrer Auszeit mit neuem Schwung zurückkehren.

Die Vorteile beim Einsatz von Interim-Managern sind zahlreich. Als dem Unternehmen Außenstehende bringen sie zunächst einen unverstellten Blick auf die Dinge und eine hohe Motivation mit. Zudem sind sie nicht in mögliche interne unternehmenspolitische Abhängigkeiten verstrickt. Sie sind prompt verfügbar, bringen eine große Flexibilität mit und ausgeprägte soziale Kompetenzen aus unterschiedlichsten Umfeldern. Somit können sie unparteiisch agieren und auch Wahrheiten zutage fördern, die im Verborgenen lagen. Es fällt ihnen leichter, eine sachliche und neutrale Position zu vertreten und durchzusetzen, insbesondere bei sensiblen und empfindlichen Themen, sowohl im Umgang mit den vorübergehenden Kollegen, wie auch externen Dienstleistern und Kunden.

Damit ist auch der entscheidende Unterschied zwischen Interim-Managern und Unternehmensberatern erklärt. Während die Berater immer nur auf Analysen basierende Empfehlungen aussprechen, sind die Interim-Manager als temporärer Mitarbeiter autorisiert, Änderungen im Unternehmen tatsächlich durchzuführen. Dabei arbeitet der Interim-Manager als selbstständiger Unternehmer auf eigene Rechnung. Personalberatungen wie Vires Conferre stehen hier also als beratende Vermittlungsinstanz zwischen den beiden Parteien, um eine optimale Passung zu gewährleisten. Die Tagessätze sind dabei oft geringer als angenommen und fallen je nach Qualifikationsniveau und Verantwortungslevel unterschiedlich aus, liegen in der Regel zwischen 700 und 1.300 Euro.

Während Interim-Manager bislang überwiegend im Mittelstand und in Konzerngesellschaften im Bereich Handel, Industrie und Dienstleistung zum Einsatz kommen, greift inzwischen auch die öffentliche Hand immer wieder auf diese Form der externen Hilfe zurück. Zu den kritischen Fragen, die sich insbesondere kleineren und familiengeführten Unternehmen beim Einsatz von Interim-Managern oft stellen gehört die Sorge, ob der Manager die Firma schnell genug verstehen kann, um effektiv zu agieren. Da Interim-Manager durch ihre vorherigen Einsätze in unterschiedlichen Feldern generell eher überqualifiziert sind, stellt sich dies allerdings in der Praxis nicht als Problem dar. Zudem taucht gelegentlich die Befürchtung auf, dass mit dem Interim-Manager erfolgskritisches Know-How aus dem Unternehmen abfließen könnte. Auch dies ist sehr unwahrscheinlich: Da der Manager als selbstständiger Unternehmer auf Weiterempfehlungen angewiesen ist, tut er gut daran, sich im eigenen Interesse aufrichtig zu verhalten und keinen Vertrauensbruch zu begehen, seinen guten Ruf zu ruinieren und neue Aufträge zu gefährden.

Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, der übergangsweise Manager mit den nötigen Kompetenzen und Verantwortlichkeiten ausgestattet und eine gute Integration sichergestellt wird, steht einem erfolgreichen Einsatz nichts im Wege. Tatsächlich sind es insbesondere mittelständische Unternehmen, die vom Einsatz eines Interim-Managers besonders profitieren können. Da hier im Gegensatz zu Großunternehmen oft nicht die Ressourcen vorhanden sind, um unvorhergesehene Engpässe beseitigen zu können, kann ein Interim-Manager kurzfristig und befristet zur Verfügung stehen, um das Problem zu lösen. Vires Conferre schlägt in der Regel innerhalb von ein bis zwei Werktagen geeignete Kandidaten für eine benötigte Position vor und pflegt das Prinzip der vollständigen Transparenz gegenüber allen Beteiligten, was Prozess und Kosten betrifft.

Kurzum: Der Einsatz von Interim-Managern ist für viele Unternehmen in zahlreichen Branchen, Bereichen und Einsatzfeldern aus guten Gründen zu einer etablierten Antwort auf kurzfristig entstehende Fragen geworden. Vires Conferre hat Kontakte zu etwa 3.000 ausgewählten Interim-Managern, die auch in schwierigen Phasen eines Unternehmens mit ruhiger Hand unterstützend eingreifen können. Deutschlandweit gemessen sind aktuell bereits 14.000 Interim-Manager im Einsatz – Tendenz steigend.

Felix Rook

Felix Rook

Geschäftsführer
Interim Management

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